Was bedeutet es, in der Ukraine während des russischen Angriffskrieges zu leben?
Was bedeutet Widerstand gegen russische Aggression, Wiederaufbau, Alltag – mitten im Krieg?

Die Deutsch-Ukrainischen Gesellschaft organisierte ihre erste Studienreise in die Ukraine für deutsche Journalist:innen und einen Vertreter der Kulturbranche und reiste mit ihnen im April in die Ukraine. Zwei Tage in Lwiw, zwei Tage in Kyjiw – mit vielen Gesprächen, Begegnungen und Eindrücken, die bleiben.

Erster und zweiter Tag in Lwiw: Marsfeld, Lwiwer Rathaus und UNBROKEN Ecosystem

In Lwiw begann unsere Reise mit Inne halten in Gedenken an jene, die ihr Leben bei der Verteidigung der Ukraine gaben: ein Besuch auf dem Militärfriedhof Marsfeld.

Täglich werden in Lwiw gefallene Soldat:innen beerdigt, erzählte uns der Stellvertretende Bürgermeister von Lwiw Andriy Moskalenko. Der Verlust ist sichtbar, spürbar – vor allem bei der täglichen Schweigeminute um 09:00 bei dem alles kurz still stellt, um zu gedenken.

Lwiw ist heute Zufluchtsort für rund 200.000 Binnenvertriebene.
Gleichzeitig entstehen neue Strukturen – wie das einzigartige UNBROKEN Ecosystem: medizinische Spitzenversorgung, Prothesenversorgung, Reha, sozialer Wohnraum.

Ein Ort, der auch für Hoffnung steht — dafür dass Menschen die schlimmste Kriegsverletzungen erlitten haben, Hilfe bekommen und wieder in den Alltag finden können.

Dritter Tag in Kyjiw: Einblicke in Think Tanks und NGOs

Unsere Ankunft in Kyjiw geschah kurz nach einem schweren russischen Angriff auf die Stadt. Doch obwohl unsere Ansprechpartner vor Ort kaum geschlafen hatten, sagte niemand den Termin ab. Gespräche mit dem Razumkov Centre und der Watchdog-Organisation OPORA zeigten: Die ukrainische Demokratie lebt – auch im Krieg.

Wahlen in der Ukraine sind derzeit verfassungsrechtlich nicht möglich, Gebietsabtretungen verfassungswidrig. Doch die Vorbereitung auf faire, inklusive Wahlen nach Kriegsende hat längst begonnen. Denn schon vor Ende des Krieges muss erörtert werden, wie der Prozess der konkreten Wahlvorbereitung aussehen müssten, sobald das Kriegsrecht aufgehoben werden würde. 

Ein bewegendes Gespräch mit Alim Aliev gab unseren Reiseteilnehmer:innen Einblicke in die Kultur, Geschichte und Gegenwart der Krimtataren – ein Volk, das von Russland und zuvor von der Sowjetunion und dem Russischen Zarenreich Unterdrückung, Deportation und Verfolgung ausgesetzt war und sich bis heute für eine freie ukrainische Krim einsetzt. 

In einem Gespräch mit Andrii Klymenko sprachen wir über Sanktionen, die Schattenflotte und die militärische Bedeutung der Krim, wo er und seine Plattform BlackSeaNews früher tätig waren, bis ihnen Festnahme und Inhaftierung durch den FSB nach 2014 drohte.

Letzter Tag: Besuch in Irpin und Butscha

Am letzten Tag besuchten wir mit unserem lokalen Partner ISDC Orte, die 2022 zu Symbolen russischer Kriegsverbrechen wurden. In Irpin ist vieles wieder aufgebaut – und wir waren erstaunt, wie Erinnerung in Form von verschiedenen Gedenkstätten, neben wieder errichteten Häusern und neu gebauten Brücken und Spuren des Krieges existieren. 

In Butscha sind die Narben unsichtbarer – und umso tiefer.
Hunderte Zivilist:innen starben während der russischen Besatzung.
Heute erinnern Gedenkstätten und Menschen an das, was geschehen ist – und an das, was nie wieder geschehen darf.

Diese Reise hat uns nicht nur politische Einblicke gegeben – sondern menschliche.
Sie hat gezeigt, dass die Ukraine nicht nur standhält – sondern aufbaut, erneuert und gleichzeitig stetig an die Opfer des andauernden Krieges erinnert.

Am meisten waren unsere Teilnehmenden von der Widerstandskraft der Menschen erstaunt.


Wir danken unseren Teilnehmer:innen Lena Mosel, Anke Plättner, Alois Berger, ⁨Markus Trabusch und Axel Vornbäumen für ihr Interesse und ihr Vertrauen. 

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